Adolf Dronke als Direktor des Trierer Kaiser-Wilhelms-Gymnasiums (ca. 1890)
Trierer Gymnasialdirektor, Mathematiker, Botaniker und Gründer des Eifelvereins
Von Wolfgang Schmid
Ein vielbeschworener Begriff in der aktuellen bildungspolitischen Diskussion ist das Schlagwort Medienkompetenz. Medienkompetenz bezeichnet – so die Wikipedia – „die Fähigkeit, Medien und ihre Inhalte den eigenen Zielen und Bedürfnissen entsprechend zu nutzen.“ Der Begriff besitzt vier Dimensionen: „Medienkritik, Medienkunde, Mediennutzung und Mediengestaltung“ (alle Zugriffe Juli 2014).
Lehrer, und nicht nur diese, sind auf die Wikipedia nicht gut zu sprechen, und zwar aus guten Gründen. Fachkenner bemängeln die unterschiedliche und oft auch dürftige Qualität der einzelnen Artikel. Ein Ärgernis ist für Lehrende auch die Kurzatmigkeit vieler Recherchen: Wenn ein einschlägiger Artikel gefunden ist, gilt das Problem als gelöst. Weitergesucht wird nicht mehr. Und häufig wird das Gefundene noch nicht einmal kritisch hinterfragt. Mit dem Argument „Das habe ich irgendwo im Internet gefunden“ endet der wissenschaftliche Diskurs. Dabei birgt das blinde Vertrauen in Suchmaschinen wie Google oder Yahoo viele Gefahren. So verführt das schnelle Ergebnis zum Plagiieren, zur Übernahme ganzer Textbausteine nicht nur durch Schüler und Studenten, sondern auch durch Minister und Fachwissenschaftler, die ganze Bestseller aus Wikipedia-Artikeln zusammenkopieren. Freilich hat es das auch schon vor der Erfindung des Internets gegeben.
Neben der häufig unterentwickelten Medienkritik geben die mangelhafte Medienkunde und die damit verbundene Mediennutzung bzw. Medien-Nicht-Nutzung Anlass zur Sorge. Recherchieren muss gelernt sein. Wer blind auf Google oder eine andere Suchmaschine vertraut, wird häufig ebenso wenig eine Erleuchtung finden wie jemand, der glaubt, alle Bücher gäbe es bei Amazon zu kaufen. Für qualifizierte Recherchen muss man wissen, dass es fachspezifische Datenbanken gibt und wie man mit ihnen arbeitet. Eine Anfrage bei Yahoo ist wie ein Schuss mit einem Schrotgewehr. Man trifft in der Regel irgendetwas, aber einen kapitalen Keiler kann man damit in der Regel kaum erlegen.
Medienkompetenz bedeutet aber auch Mediennutzung, und was man nicht kennt, kann man nicht nutzen. Leider gerät bei der nachwachsenden Generation immer mehr in Vergessenheit, dass die Forschung der letzten Jahrhunderte in dickleibigen Enzyklopädien, in verdienstvollen Quelleneditionen und in zahllosen Aufsätzen in Fachzeitschriften ihren Niederschlag gefunden hat. So schön und einfach auch die Arbeit am heimischen PC ist, von diesem geballten Wissen stehen allenfalls wenige Promille im Internet, und auch die nächste Forschergeneration wird dies nicht mehr erleben. Um bei dem Bild der Wildschweinjagd mit der Schrotflinte zu bleiben: Wer nur am Bildschirm forscht, sieht oft noch nicht einmal die Beute und kann sie deshalb auch nicht zur Strecke bringen.
Vor allem besitzen Bibliotheken gegenüber Suchmaschinen einen unschlagbaren Vorteil: Sie stellen zur Benutzerberatung qualifiziertes Personal zur Verfügung, das weitaus mehr Recherchemöglichkeiten kennt als Yahoo. Der folgende Artikel versteht sich nicht nur als landesgeschichtliche Schnitzeljagd, sondern auch als Fallstudie zum Thema wissenschaftliches Recherchieren in hybriden Systemen, in Zettelkästen, Büchern und Datenbanken, die parallel und unverbunden miteinander existieren. Er ist ein Appell, die klassischen Wissensspeicher nicht vorschnell aus dem Blick zu verlieren, zumal diese in der Regel mit hervorragendem human capital ausgestattet sind. Dass so nebenbei nicht ein, sondern gleich sechs Nachrufe auf den Gründer des Eifelvereins auftauchten, ist dabei ein ebenso schönes Nebenergebnis wie der Nachweis, dass Dronke nicht nur Mathematiker und Geograph, sondern auch Botaniker war. Weiterlesen →