Prolog
Haben Sie schon einmal versucht, den Inhalt eines Kofferraums in einem 25 Ltr – Rucksack unterzubringen? Nein? Vor dem Problem stand ich, als wir anfingen, unsere 4-Tage-Wanderung auf dem Karolingerweg von Cochem nach Prüm zu planen. Gewöhnlich ist unser Kofferraum bis auf den letzten toten Winkel vollgestopft, wenn wir ein Kurzwochenende im Hotel verbringen. Der Kofferraum reicht allerdings nicht: auf dem Rücksitz stapeln sich die Jacken, abgestuft nach jeweils 2 Grad Celsius (10, 12 …, 22 Grad). Nun aber war für 3 Nächte zu planen, nicht nur für 2!
Kopfkissen: So könnte die Lösung aussehen.
Das Problem, vor dem ich stand, ist in der Literatur als „Knapsack-Problem“ (auch „Rucksackproblem“) bekannt: aus einer Gesamtmenge von Objekten, die jeweils eine bestimmte Kapazität beanspruchen und einen bestimmten Nutzwert haben, wird die Teilmenge ausgewählt, die den höchsten Nutzen aufweist und die vorgegebene Kapazität nicht überschreitet. Meine theoretischen Kenntnisse und analytischen Fähigkeiten reichen grundsätzlich aus, dieses Optimierungsproblem zu lösen. Grundsätzlich! Dass ich damit allerdings nicht erfolgreich sein würde, wurde mir klar, als Ursula mich mit der Frage konfrontierte: “Können wir mein Kopfkissen mitnehmen?“ Sie meinte damit ihr „Centa Star Nackenstützkissen Relax Dynamic 40 X 65“. Ich hätte mir das Ungetüm zwar vor den Bauch binden und erklären können, dass ich das Teil zum Bouldern benötige, aber als wir uns über die Nutzwerte von Zahnpasta, Tag- und Nachtcreme und von meinem Rasierapparat verständigt hatten, war sie zu Kompromissen bereit.
Fazit: Ursula packte ihren 25 Ltr Rucksack weiblich intuitiv und erreichte die für sie optimale Lösung, ich ging das Ganze wissenschaftlich an. Meine Lösung blieb suboptimal, allerdings konnte ich mich mit dem Problem doppelt so lange beschäftigen wie sie. Ursula fühlte sich über die 4 Tage bestens versorgt; ich stellte fest, dass ich zwar Akkus für 3 Monate und das Stromkabel für meinen Minilautsprecher dabei hatte (der Lautsprecher selbst blieb zu Hause), dafür waren die Rasierklingen bei meiner Berechnung zu kurz gekommen. Ich muss meinen Algorithmus unbedingt noch einmal überarbeiten. Weiterlesen →