Alle Jahre wieder

1Ich weiß nicht, wie es Ihnen geht, bei uns vollzieht sich alle Jahre wieder das gleiche Zeremoniell:

Das Problem beginnt schon bei der Wahl des Baumes. Was wir in der Baumschule für eine Schönheit halten, stellt sich zu Hause oft als bedauernswerter Krüppel heraus. Deutlich wird das, wenn Ursula auch beim dritten Versuch, den Baum im Ständer zu fixieren, feststellt: „Der steht schief!“ Er steht tatsächlich gerade, er kann einfach nicht besser, das liegt nun mal an seinem Stamm, der zur Spitze hin eine S-Kurve beschreibt. Aber das ist das geringste Problem, durch Drehen und Wenden lassen sich Verwachsungen leicht in der Zimmerecke verstecken.

2Die nächste Herausforderung sind die Lichterketten. Es muss eine Technik geben, wie man Kerze auf Kerze ohne Knoten und Schleifen aus der Verpackung bekommt. Wir kennen sie nicht, gleichwohl: nach einer halben Stunde ist auch dieses Problem gelöst, allerdings haben wir das Gefühl, Knoten in den Armen zu haben.

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Hängt die Lichterkette am Baum, folgt die bange Frage, ob alle Lichter brennen. In diesem Jahr hatten 2 Birnchen ihren Geist aufgegeben, glücklicherweise hat unser Elektriker Pieke immer Ersatz.Die Frage müssen wir noch klären, wie man das Zeug entsorgt: Wertstoff oder Glas. Ich bin der Meinung, wir müssen sie als Elektro-Kleinteile zur Entsorgungsanlage nach Miel bringen. Dort kommen sie dann in den Elektroschrottcontainer. Kostenlos!

5Jedes Jahr sorgt die Frage nach dem Bodenbelag der Krippe für Gesprächsstoff. Ursula mag Moos (na klar, ich auch), aber für die Krippe ziehe ich Vogelsand mit Anis und Grit vor. Der Sand steht für die Wüstenlandschaft des Heiligen Landes, das ist für mich viel authentischer als Moos. In diesem Jahr habe ich mich durchgesetzt!

6Da ist dann noch die Krippe selbst: Ursulas Großvater hat sie irgendwann in den 20er Jahren des letzten Jahrhunderts gebastelt. Sie hat den Weltkrieg überlebt und die Kindheit unserer 3 Söhne. Allerdings wirkt sie jetzt recht baufällig. Ich hätte das Dach längst mit Stroh neu eindecken sollen, rede mich aber Jahr für Jahr damit heraus, sie zeuge so viel eindrucksvoller von der Armut der Heiligen Familie. Das Argument wurde bislang noch nicht entkräftet.

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Ich fühle mich in meiner Auffassung bestätigt.

 

 

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Frohe Weihnachten.

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