Ein Vierteljahrhundert erfolgreiche Vereinsführung

Heinz Kessel im Gespräch mit Hauptmedienwart Hans-Eberhard Peters

Heinz Kessel im Gespräch mit Hauptmedienwart Hans-Eberhard Peters

Aktive Mitarbeit fördern, zusammenarbeiten, Ziele setzen, Geduld – Heinz Kessel im Gespräch

Heinz Kessel ist seit 1959 Mitglied des Eifelvereins, von 1974 bis 1987 war er Wanderwart der Ortsgruppe Rheinbach, seit 1987 führt er die mitgliederstärkste Ortsgruppe des Eifelvereins als 1. Vorsitzender. Durch seine jahrzehntelange, erfolgreiche Vorstandsarbeit gibt er ein Beispiel. Im Gespräch mit Hauptmedienwart Hans-Eberhard Peters berichtet er aus seinem Erfahrungsschatz.

Worin liegt das Geheimnis erfolgreicher Vereinsführung?

Da gibt es kein Geheimnis. Der Schlüssel zum Erfolg ist das Team. Wir haben im Eifelverein eine Vielzahl von Talenten, die müssen wir anregen, aktiv im Verein mitzuwirken. Gemeinsam sind wir stark. Durch die Zusammenarbeit innerhalb der Ortsgruppe, aber auch mit anderen Ortsgruppen und mit anderen Vereinen und Organisationen werden wir noch stärker.

Unter Ihrer Führung hat sich die Mitgliederzahl der Ortsgruppe Rheinbach mehr als verdoppelt. Wie wurde das erreicht?

Familienwandertag: Auf den Spuren des Erzabbaus rund um Hilberath

Familienwandertag: Auf den Spuren des Erzabbaus rund um Hilberath

Heute hat der Eifel- und Heimatverein Rheinbach mehr als 1100 Mitglieder, als ich anfing, war es knapp die Hälfte. Den Zuwachs haben wir in besonderem Maße unserer Familienarbeit zu verdanken. Dahinter steht die Kreativität unserer Familienwartin Elsbeth Bois. Durch ihre Aktionen haben wir viele neue Mitglieder gewonnen. Mit ihrem Kinder- und Familienteam gestaltet sie das ganze Jahr hindurch ein abwechslungsreiches Programm. Beispielhaft nenne ich die 11. Kinderwaldwoche im August, die dieses Jahr unter dem Motto steht „Erlebe mit uns neue Abenteuer bei den Zweiten-Indianer-Waldwochen“. Die Kinder verbringen den Tag mit allerlei Aktivitäten im Freien, abends kehren sie nach Hause zurück. Das Angebot wendet sich gewöhnlich an Kinder ab 6 Jahren. Auch Kinder von Nichtmitgliedern nehmen teil. Über die Kinder werden die Familien dann Mitglied. Dieser Erfolg wirkt sich zudem günstig auf das Durchschnittsalter unserer Mitglieder aus.

1100 Mitglieder erwarten ein angemessenes Programm. Was bieten Sie Ihnen?

Unsere Mitglieder haben abhängig von Alter, Kondition und Gesundheit ganz unterschiedliche Ansprüche an das Angebot. Wir versuchen, den unterschiedlichen Interessen gerecht zu werden. Wir bieten Wanderungen in unserer Region, in anderen schönen Landschaften unserer Heimat und in unseren Nachbarländern. Das Angebot umfasst Halbtages-, Tages- und Mehrtageswanderungen sowie Radwanderungen. Jährlich werden etwa 200 Wanderungen durchgeführt. Daneben bieten wir Stadtführungen, Burgführungen und Nachtwächterführungen sowie Führungen am Tag des offenen Denkmals. Unser Wander- und Veranstaltungsplan 2011 umfasst 72 Seiten.

Wir streben bei unseren Angeboten soweit möglich die Zusammenarbeit mit anderen Organisationen an. Hierzu zählen u.a. Naturpark Rheinland, das Stadtarchiv und die Vogelfreunde Rheinbach.

Wie wird das Jahresprogramm entwickelt?

Die Wanderführer reichen bis Ende Mai ihre Vorschläge beim Wanderwart ein. Der Wanderwart entwirft das Jahresprogramm und stimmt seinen Entwurf in einer gemeinsamen Sitzung im Oktober mit den Wanderführern ab. Das Jahresprogramm wird im Dezember veröffentlicht. Im Laufe des Jahres wird es durch Vierteljahrespläne ergänzt und soweit nötig aktualisiert.

Die Wanderführer sind für Planung, Organisation und Durchführung der Wanderungen verantwortlich. Sie bezeichnen die Wanderung, bestimmen den Schwierigkeitsgrad und legen die Strecke fest.

Wie haben Sie die Vorstandsarbeit organisiert?

Von Anfang an habe ich besonderen Wert darauf gelegt, die Aufgaben des Vereines auf möglichst viele Schultern zu legen. Ich lasse keine Möglichkeit aus, Mitglieder für die aktive Mitarbeit zu gewinnen. Das stärkt unsere Arbeit und sichert die Kontinuität.

Die Aufgaben der Vorstandsmitglieder sind schriftlich festgelegt, sie sind voneinander abgegrenzt, um Überschneidungen zu vermeiden. Die Vorstandsmitglieder handeln in ihrem Aufgabenbereich selbständig und informieren sich gegenseitig, soweit das erforderlich ist. Die vertrauensvolle Zusammenarbeit im Vorstand ist eine wesentliche Voraussetzung für die erfolgreiche Vereinsführung.

Wenn Sie auf das bisher Erreichte zurückblicken: worauf sind Sie besonders stolz?

Das Eifelhaus in Rheinbach

Das Eifelhaus in Rheinbach

Der wichtigste Meilenstein, der über den Tag hinaus Bedeutung behalten wird, ist sicher der Bau unseres Vereinshauses, genannt „Das Eifelhaus“. Die Mitglieder unserer Ortsgruppe haben es in den Jahren 1992 – 1994 aus einer alten städtischen Feldscheune im „Hand- und Spanndienst“ gebaut. Das Eifelhaus ist heute der Mittelpunkt des Vereinslebens.

Der Weg bis zur Fertigstellung war lang und „steinig“. In vielen zähen Verhandlungen musste so mancher Widerstand überwunden werden. Das erforderte Geduld und Durchhaltevermögen. Wir waren erfolgreich, weil wir das Ziel, dem Verein ein Zuhause zu geben, nie aus den Augen verloren haben.

Welche Ziele haben Sie sich für die kommende Zeit gesetzt?

Brotpfad EifelPfadFinderDer Verein unterhält ein örtliches Wanderwegenetz von 80 km. Dieses Wegenetz wollen wir vollständig qualifizieren. Daneben sind wir dabei, an den örtlichen Wanderparkplätzen Wanderkarten aufzustellen. Außerdem wollen wir die historischen Wanderwege mit ihren Namen kennzeichnen und ausschildern.

Der Brotpfad im EifelPfadFinder.

Welche Bedeutung für die Öffentlichkeitsarbeit messen Sie dem Internet bei?

Der Eifelverein im Internet.

Der Eifelverein im Internet.

Wir sind als eine der ersten Ortsgruppen im Eifelverein bereits seit 2002 im Internet präsent. Unsere Homepage ist für uns heute unverzichtbar. Hier stellt der Verein sich einer breiten Öffentlichkeit vor: nennt seine Ziele, zeigt sein Programm, gibt Vorstand und Ansprechpartnern ein Gesicht usw. Die Homepage wirkt in den Verein hinein und sie wirkt nach außen. Mehr als 25.000 Seitenaufrufe im Jahr unterstreichen, dass die Homepage sehr gut angenommen wird.

Der Eifelverein im Internet.

Sie haben sich nicht dem System Admon der Firma Bauer und Kirch angeschlossen. Warum nicht?

Der Grund ist, dass wir unsere Homepage bereits realisiert hatten, bevor das System Admon in den Eifelverein eingeführt wurde. Die Mehrzahl der Ortsgruppen nutzt dieses System und ist in ihm vernetzt, das hat natürlich Vorteile. Neben dem hohen Wiedererkennungswert, der „Corporate Identity“ schafft, kann auf der Plattform des Hauptvereins nach Wanderungen der angeschlossenen Ortsgruppen recherchiert werden. Mit dem Wanderprogramm des Hauptvereins sind wir systembedingt nicht vernetzt.

Unsere Homepage hat sich aber bewährt, die Umstellung auf Admon würde zusätzlichen Aufwand erfordern. Daher belassen wir es bis auf weiteres bei unserer Lösung.

Wie beurteilen Sie die Wahrnehmung des Eifelvereins in der Öffentlichkeit?

Ich denke, der Eifelverein wird in der Öffentlichkeit sehr verengt wahrgenommen. Viele Menschen verbinden damit einen Wanderverein für Senioren, das ist zu wenig! Vielen ist unser Engagement im Natur und Landschaftsschutz, in der Kulturpflege, in der Jugendarbeit, beim Festlegen und Betreuen von Wanderwegen usw. nicht bekannt. Wir müssen der Öffentlichkeit die Vielfalt unserer Aufgaben deutlich machen.

Vor welchen Herausforderungen steht der Eifelverein? Wie kann er diesen begegnen?

QR-Code zum EifelPfadFinder

QR-Code zum EifelPfadFinder

Die vergangenen Jahre waren gekennzeichnet durch einen tiefgreifenden Wandel in allen Lebensbereichen. Digitalisierung, Informationstechnologie und Globalisierung haben z.B. die Art und Weise geändert, wie wir arbeiten, wie wir handeln, wie wir unsere Freizeit gestalten. Dieser Prozess setzt sich fort und wirkt auch in den Eifelverein hinein. Navigationsgeräte bieten heute neue Möglichkeiten, sich im Gelände zu orientieren. Das Internet bietet neue Möglichkeiten, Wanderungen auch außerhalb der Vereine zu organisieren. Nehmen Sie zum Beispiel die Initiative von Natur aktiv erleben. Sie betreibt eine innovative Homepage mit Eifel-GPS-Qualitätstouren, sie organisiert Wandertreffs. Die Initiatoren Sieglinde und Michael Hoffmann sind Mitglieder der Ortsgruppe Rheinbach, mit dem Hauptverein besteht eine Kooperation. Der Eifelverein muss solche Entwicklungen aufmerksam verfolgen und die Zusammenarbeit mit neuen Initiativen suchen.

Viele Ortsgruppen betreiben Homepages und sind untereinander vernetzt. Das stärkt die Wahrnehmung unseres Vereins in der Öffentlichkeit. Neue Möglichkeiten, uns einer breiteren Öffentlichkeit bekannt zu machen, bieten die sozialen Netzwerke Facebook oder Twitter. Die ersten Ortsgruppen betreiben Facebook Seiten, weitere werden folgen. Auf weitere Sicht wird der Eifelverein ein Netzwerk in Facebook bilden. In diesem neuen Kommunikationskanal wird man die Ortsgruppen vorstellen, Erfahrungen austauschen, von Wanderungen berichten, Bilder zeigen usw. Man wird auf diesem Wege auch Menschen dafür interessieren, sich dem Verein anzuschließen.

Welche Chancen bieten sich dem Eifelverein in der Zukunft? Wie sehen Sie die Entwicklung?

Ich bin sicher, der Eifelverein steht vor einer guten weiteren Entwicklung. Wandern liegt im Trend, auch bei der jungen Generation. Gesundheit und zwanglose Bewegung in der Natur haben einen hohen Stellenwert, die Nachfrage nach Wanderangeboten steigt. Allerdings werden mit dem Wandern im Verein noch nicht die Attribute „modern“, „im Trend“ oder „jung“ in Verbindung gebracht. Dies gilt insbesondere für jüngere Wanderer. Hier müssen wir am Imagewandel arbeiten. Möglichkeiten sehe ich in auf diese Zielgruppe zugeschnittenen Angeboten (z.B. Wandern auf Klettersteigen, GPS-Touren, Geocaching). Auch müssen wir ältere Jugendliche und junge Erwachsene schulen, damit sie aktiv bei unserer Jugendarbeit mitwirken können. In unsere Wanderführerausbildung sollten wir die Schulung im Umgang mit Kindern und Jugendlichen aufnehmen.

Durch den demographischen Wandel in Deutschland steigt die Generation 50+ in den nächsten 10 Jahren um ca. 4 Millionen Menschen. Hierin liegen für den Eifelverein Chancen. Diese Generation ist in besonderem Maße offen für das Wandern im Verein und für Geselligkeit. Sie ist aber auch am Ehrenamt interessiert. Hier können wir gute Angebote machen. Dazu müssen wir Interessierte auch außerhalb der Vereine ansprechen.

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