Karolingerweg, 1. Etappe: Cochem – Ulmen

Reichsburg Cochem

Reichsburg Cochem

Der Karolingerweg, Hauptwanderweg (15) des Eifelvereins, verbindet die Mosel von Cochem aus durch das wildromantische Enderttal mit der zentralen Vulkaneifel, geht über Ulmen nach Daun zum Nerother Kopf, überquert in Mürlenbach das Kylltal und führt durch prächtige Wälder zu der berühmten Abteistadt Prüm. Benannt ist er nach dem Geschlecht der Karolinger, das durch Grundbesitz enge Beziehungen zur Südeifel hatte und dessen Familienkloster in Prüm lag. Das Grab Kaiser Lothars I. befindet sich in der Prümer Basilika St. Salvator, die Bertradaburg in Mürlenbach im Kylltal gilt nach örtlicher Überlieferung als Geburtsort Karls des Großen.

Die 1. Etappe, die wir hier vorstellen wollen, verläuft über knapp 21 Kilometer von Cochem nach Ulmen durch das Enderttal. Die meisten Wanderer, die einem begegnen, werden den Namen Karolingerweg noch nie gehört haben. Die Einheimischen sagen, wenn sie diesen Weg gehen wollen: „Wir gehen in die Endert“. „In die Endert“ kommt man auf vielen Wegen. Bequem ist es, den Bus auf die Höhe zu nehmen und nach Cochem zurück zu gehen. Busse fahren regelmäßig nach Ulmen und Kaisersesch, dadurch hat man eine gute Auswahl an Strecken unterschiedlicher Länge: auf der Strecke nach Ulmen (hier verkehrt der Radelbus Linie 500 nach Gerolstein) kann man z.B. in Faid, Büchel, an der Waldschänke oder eben in Ulmen starten; auf der Busstrecke nach Kaisersesch (Linie 713) ist das auch von Greimersburg oder Landkern aus möglich. Für die gesamte Strecke von Cochem nach Ulmen sollte man 6 Stunden Gehzeit einplanen, auf 21 Kilometern sind schließlich 700 Höhenmeter zu überwinden .

Höhenprofil

Höhenprofil

Wegen der Streckenlänge und der zu überwindenden Höhenmeter muss man die Tour als mittelschwer bewerten, besondere Schwierigkeiten sind allerdings nicht zu bewältigen. An wenigen Stellen verläuft der Weg auf schmalem, felsigem Pfad; festes Schuhwerk ist daher selbstverständlich.

Als Tagestour lässt sich die Wanderung gut derart planen, dass man in Cochem am Bahnhof startet (hinter dem Bahnhof gibt es einen Großparkplatz) und später von Ulmen aus mit dem Bus Linie 500 zurückfährt. Vom Bahnhof aus nimmt man die Ravenéstraße in Richtung Innenstadt und biegt an der (alten) Moselbrücke rechts in die Brückenstraße / Endertstraße ein. Kurz hinter der Sesselbahn führt auf der linken Straßenseite eine steile Treppe in den Stadtwald. Diesem Weg folgt man, überquert „In der Faitsch“ und erreicht bei den Hotels „Winneburg“ und „Weißmühle“ die Stille und Abgeschiedenheit des Enderttales.

Markierung:Schwarzer Winkel auf weißem Spiegel

Markierung: Schwarzer Winkel auf weißem Spiegel

Über die nächsten 14 km verläuft der Karolingerweg nun unmittelbar am Endertbach entlang; man folgt durchgängig der Markierung „Schwarzer Winkel auf weißem Spiegel“. Auf dem unteren Abschnitt des Weges bis zur Napoleonsbrücke an der L100 kommt man an einer Reihe von Mühlen vorbei: Schneidersmühle, Thönnesgensmühle, Ostersmühle, Göbelsmühle (bewirtschaftet), Büchelermühle, Browelsmühle und Maxmehrmühle. Einst soll es im Enderttal 28 Mehl- bzw. Ölmühlen gegeben haben.

 

Mühlrad an der Göbelsmühle

Mühlrad an der Göbelsmühle

Die Göbelsmühle etwa wurde bereits in der 1. Hälfte des 18. Jahrhunderts betrieben, die Schneidersmühle  erstmals 1830 erwähnt. Sie blieb als Ölmühle bis 1940, als Mehlmühle bis 1951 in Betrieb. Das Leben der Müller war hart: wegen der steilen, schmalen und steinigen Pfade konnten sie keine Karren einsetzen, sie mussten Getreide und Mehl „über Rück“, d.h. über den Rücken der Tragesel befördern.

Schneidersmühle

Schneidersmühle

Natürlich erwarteten die Müller, für ihre Leistung mit Geld bezahlt zu werden, doch ließen die Kunden aus Geldmangel meist „moltern“, d. h. den Mahllohn in Mehl oder Kleie abziehen. Auf dem Rücken des Esels brachten die Müller dann das Mehl nach Cochem auf die städtische Waage und verkauften es an die Moselwinzer. Allein die Göbelsmühle ist heute noch bewirtschaftet, nach 2 Stunden Wanderzeit bietet sie eine gute Gelegenheit zur Rast.

Nach einer weiteren Stunde erreicht man unweit der Napoleonsbrücke einen mächtigen Wasserfall. Schon von weitem hört man das Rauschen des 8 m tief stürzenden und schäumenden Wassers, der Volksmund nennt den Wasserfall daher „Die Rausch“.

Die Rausch im Sommer

Die Rausch im Sommer

Die Rausch im Winter

Die Rausch im Winter

Wallfartskirche Maria Martental

Wallfartskirche Maria Martental

 

Rechts zweigt ein Pfad ab, er führt über eine Holzbrücke zum Kloster und zur Wallfahrtkirche Maria Martental . Der Besuch lohnt, in der Pilgergaststätte kann man einkehren.

 

 

Noch weitere 1 ½ Stunden folgt man dem Endertbach auf breitem Wirtschaftsweg, bis sich das bis dahin enge Tal in ein weites Wiesental öffnet. Der Karolingerweg führt sodann auf die Höhe zum Antoniuskreuz. Auf dem letzten Kilometer der Wanderung trifft man auf gleich 3 Höhepunkte der Tour: Das Antoniuskreuz, die Ulmener Burg und das Maar.

Das Antoniuskreuz und die darüber gebaute Kapelle gehen vermutlich auf eine Stiftung des kurtrierischen Amtmannes von Cochem, Daun und Ulmen, Johann Georg v. Metzenhausen und seiner Ehefrau Anna Maria Catharina v. Breitbach im Jahr 1659 zurück. Sie ließen das Kreuz an der Stelle errichten, an der der Sage nach der Kreuzritter Heinrich v. Ulmen (geb.1175) ein Säckchen Erde vom Grab Christi hinterlegt hat. Das Heiligenhäuschen wurde vom Eifelverein Ulmen 1997 vollständig restauriert.

Die Ulmener Burg, d. h. die Ruine einer einst aus Ober- und Niederburg bestehenden Burganlage, wurde um das Jahr 1000 errichtet, erstmals urkundlich erwähnt wurde sie 1074. Sie war zum Ende des 12. und zu Beginn des 13. Jahrhunderts Sitz des Ritters Heinrich von Ulmen, von dem die Teilnahme am Vierten Kreuzzug überliefert ist. Von der einstmals stolzen Burg sind heute lediglich noch die Ringmauer, Reste des kurtrierischen Amtshauses, eine Außenwand des Palas, eine Zisterne und ein paar Grundmauern weiterer Gebäude erhalten. Die Überreste der Niederburg sind fast gänzlich verschwunden.

Ulmener Maar

Ulmener Maar

Das Ulmener Maar gilt als das Jüngste der Eifel-Maare. Man geht davon aus, dass es nach einem Vulkanausbruch vor etwa 11000 Jahren entstanden ist. Das Maar ist sagenumrankt, die Geschichten beziehen sich zumeist auf die Ritter der darüber thronenden Burg. Die Bekannteste ist wohl die vom Riesenfisch, von der Sebastian Münster in seiner Kosmographie im Jahre 1550 berichtet: dort heißt es, dass jedes Mal, wenn der Fisch gesehen wurde, einer der Burgherren starb.

Mit dem Ulmener Maar hat der Wanderer und Eifelfreund zwar das Ziel der 1. Etappe, auf dem Karolingerweg allerdings nur ein Zwischenziel erreicht. Die reizvolle 1. Etappe wird seine Neugier wecken, den Karolingerweg vollständig zu wandern. Für die insgesamt 82 km wird man 4 Tagestouren mit Übernachtungen in Ulmen, Daun und Mürlenbach einplanen. Dieser Hauptwanderweg des Eifelvereins hat Qualität und Rang von Weitwanderwegen in unserer Region, die als Premiumwege zertifiziert sind. Es ist bedauerlich, dass die Weitwanderwege des Eifelvereins in der Öffentlichkeit wenig bekannt sind. Es ist Zeit, sie aus ihrem Dornröschenschlaf wach zu küssen.

Die 1. Etappe des Karolingerweges im Überblick

Die 1. Etappe des Karolingerweges im Überblick

 

Umfangreiche Informationen einschließlich der GPS-Tracks zu den 4 Etappen findet man im EifelPfadFinder.

Dieser Beitrag wurde unter Eifel (Mitte), Wandertouren veröffentlicht. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink.